Raus in die Natur. Rein ins Erlebnis

50 Jahre Paul-Berge-Hütte

50 Jahre Paul-Berge-Hütte

Schon früh in den 50er Jahren bestand in

unserer Abteilung der Wunsch, eine eigene Übernachtungshütte zu besitzen. Angespornt durch den damaligen langjährigen Vorsitzenden Paul Berge, der von Beruf Schreinermeister auf der Zeche Hannover war, reifte dieser Wunsch heran und nahm Gestalt an. Das Wunschdenken vieler unserer Mitglieder sollte in Erfüllung gehen. Der Grundgedanke war, eine Hütte zu errichten, die in Modulbauweise aufgestellt und wieder zerlegt werden konnte. Somit wollte man die Hütte in einem interessanten Wandergebiet aufstellen und, wenn dieses Gebiet "erwandert war", bei Bedarf wieder abbauen. Somit im wahrsten Sinne des Wortes eine "Wanderhütte". Echte Hordeler SGVer diskutierten früher nicht lange, sondern gingen frisch ans Werk. So entstand auf dem Parkplatz neben dem Wanderheim in Hordel die erste Hütte aus Holz. In vielen Stunden entstand nach Feierabend in völliger Eigenleistung ein in Modultechnik errichtetes und zerlegbares Haus.  

Dem anfänglichen Gedanken der mitwandernden Hütte folgte schnell die Ernüchterung der Durchführung. Die technische Voraussetzung war zwar geschaffen, aber wo sollte die neue Hütte aufgestellt werden? War ein Grundstück in Betracht gezogen, passten die lokalen Umstände nicht. Passte das Umland, so verweigerte sich die Kommune. Letztendlich wurde eine Kuhwiese in Plettenberg-Ohle im Jeutmecketal gefunden. Eine Delegation von Mitgliedern entschied dann vor Ort, hier soll unsere Hütte stehen. Mit und durch Unterstützung aus Plettenberg konnte das Grundstück von der Stadt angemietet werden. 
Fortan fuhr man in die "Jeutmecke", um das Grundstück und die Fundamente für die Hütte herzurichten. Der erste Spatenstich erfolgte im Sommer 1963. Zwischenzeitlich wurde in Hordel die Hütte zerlegt, jedes Teil beschriftet, katalogisiert und für den Tag X des Transportes vorbereitet. Am 28. September1963 begann frühmorgens die Operation "Hütte". Auf zwei geliehenen Lastwagen wurden die Bauelemente ber Landstraßen nach Plettenberg transportiert und am selben Tag die Hütte aufgebaut. Die Autobahn A45 entstand erst viele Jahre später. Bereits am 12. September 1964 wurde die Hütte, die von da an den Namen "Jugend- und Ferienheim Paul-Berge-Hütte" trug, eingeweiht. Es wurde noch viel gewerkelt, bis das Gelände angepasst und die Hütte fertig war. Der Gedanke, die Hütte nach einiger Zeit abzubauen und zu verlegen, wurde verworfen, weil er kaum durchzuführen war. An der Giebelwand über dem Eingang prangte fortan der in Eiche geschnitzte Spruch: "Der Jugend sei dies Haus geweiht, drum steh es fest auf lange Zeit - 1963" Auf Grund der hohen Belegungsnachfrage wurde die Hütte 1972 durch einen Anbau erweitert und die Bettenzahl von 21 auf 32 erhöht. Trotz Fertigstellung wurde ständig an der Hütte gewerkelt. Es wurde ein Schindeldach montiert. Eine Warmluftheizung ersetzte den unwirtschaftlichen Nachtspeicherofen, und die Hütte erhielt eine neue Außenfassade. Die Aktiven machten sich mit dem Gedanken vertraut, mal die Werkzeugkiste zuhause zu lassen und nur mal so in die Jeutmecke zu fahren. Die Ruhe währte aber nicht lange. 

 

Am 27. März 1982 morgens um sieben Uhr traf in Hordel die Nachricht ein: unsere Hütte steht in Flammen. Sofort machte sich eine Gruppe Vorstandsmitglieder auf den Weg, um nach Plettenberg zu eilen.  
Vor Ort teilte der Einsatzleiter der Feuerwehr mit, die Hütte ist nicht mehr zu retten. Man war gerade dabei, den Dachstuhl einzureißen, um an noch vorhandene Glutnester zu kommen. Die Staatsanwaltschaft Altena übernahm die Ermittlungen und der Brandsachverständige ermittelte als Ursache die Überhitzung der Warmluftheizung. Personenschäden waren zum Glück nicht zu beklagen, obwohl das Haus mit sechzehn Personen belegt war. Alle Bewohner konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Schnell war für die vor Ort anwesenden Vorstandsmitglieder klar, wenn die rechtlichen Voraussetzungen es zulassen, bauen wir wieder auf. Zwar wurde ein Wiederaufbau als Holzhaus nicht erlaubt, aber als echte Hordeler ging man optimistisch das Projekt "Neue Paul-Berge-Hütte" in Massivbauweise an. Ein vor Ort ansässiger Architekt, der für unsere Abteilung die Schadensabwicklung durchführte, wurde beauftragt, den Neubau zu planen und zu begleiten. Während der Bauphase entwickelte sich ein nahezu freundschaftliches Verhältnis mit dem Architekten. Die Hilfe ging oftmals über die Baubegleitung hinaus. Fehlendes Baumaterial wurde von ihm auch noch am Samstagnachmittag beschafft, und die begonnenen Arbeiten konnten somit am selben Tag fertiggestellt werden. 

Zwei Wochen nach Freigabe durch die Versicherung begannen bereits die Aufräum- und Abbrucharbeiten an der alten Hütte. Eine kleine Gruppe Unermüdlicher fuhr jeden Samstag, unterstützt von verschiedenen Mitgliedern, nach Plettenberg, um das neue Haus zu bauen. Bereits am 16. Januar 1983 konnten sich die Mitglieder beim offiziellen Richtfest vom Fortgang der Arbeiten überzeugen. Nach dem Einbau der Fenster konnte man nun im Haus auf dem Fußboden schlafen, um am Sonntag Innenarbeiten durchzuführen.
Mit einem Tag der offenen Tür stellte man den Mitgliedern im Frühjahr 1983 den Fortgang der Arbeiten an und im neuen Haus vor. In der Zwischenzeit konnte man schon in Notbetten übernachten und viele Urlaubstage wurden geopfert um das Ziel zu erreichen. Bereits am 11.August 1984, also zweieinhalb Jahre nach dem Brand, wurde mit einem großen Fest die neue Hütte eingeweiht. Im Aufenthaltsraum wurde das Holzschild, welches beim Brand unversehrt geblieben und geborgen worden war, eingebracht. Neben den kirchlichen Vertretern aus Hordel war viel Lokalprominenz aus Bochum und Plettenberg angereist. Bei der Übergabe des goldenen Schlüssels an den Vorsitzenden sagte der Architekt: "Ich bin schon viele Jahre in meinem Beruf tätig, aber von den Hordelern konnte selbst ich noch was lernen. Während der Bauzeit ist eine wahre Freundschaft mit den aktivsten Helfern entstanden."

 

Der stellvertretende Hauptvorsitzende des SGV bezeichnete das neue Haus als das zu der Zeit schönste im Gesamt-SGV. Mit der Einweihung waren die Restarbeiten, wie das Aufbringen des Fachwerks und Richten des Balkons, noch nicht abgeschlossen. So verging noch mal fast ein Jahr, bis das Haus vollends fertig war.
Es wäre falsch, an dieser Stelle einzelne Helfer bei beiden Bauprojekten hervorzuheben. Alle Beteiligten hatten als Ziel, so schnell wie möglich ihr Haus fertig zu stellen und in froher und geselliger Runde die Freizeit genießen zu können. Aber nicht unerwähnt sei hier die SGV- Abteilung Heinsberg aus dem Hochsauerland, die uns in der Rohbauphase der zweiten Hütte tatkärftig unterstützt hat.
Alle Beteiligten die in den zurückliegenden 50 Jahren an beiden Häusern mitgewirkt haben, taten dies uneigennützig und unentgeltlich. Sie hatten und haben auch heute noch das Gemeinwohl aller im Sinn. Unseren Folgegenerationen sei es belassen, diesen Gedanken weiter zu tragen und im Sinne eines friedlichen Zusammenwirkens den Erhalt der Paul-Berge-Hütte in der Jeutmecke zu erreichen.

 

Manfred Küchler